Warum ist der Turm so schief?
Tief unter der Stadt Bad Frankenhausen löst Wasser Salz- und Gips-Gestein auf, das sich hier vor etwa 250 Mio. Jahren in einem riesigen Meer ablagerte. Wird das Salz aus dem Untergrund gelöst kann sich der Boden senken. Auf solch einem Senkungsgebiet steht der Schiefe Turm von Bad Frankenhausen. Um die Schiefstellung des Turmes zu stoppen soll der Turm deshalb mit einem nahe gelegenen stabilen Gebiet verankert und somit erhalten werden.
Als man das 100 Jahre nach der Grundsteinlegung in Pisa feststellte, baute man die späteren Stockwerke gegenläufig weiter, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.
In Bad Frankenhausen übten die Baumeister der beiden barocken Doppellaternen eine ähnliche Praxis: als im Jahr 1759 die hölzerne Turmspitze bei einem Stadtbrand restlos abbrannte, wirkte man bei deren Neubau einer seit etwa 1640 bekannt gewordenen Schieflage ebenfalls entgegen.
Die geologischen Prozesse prägen die Region in vielfältiger Weise: Die unterirdische Auslaugung ist nicht nur für die Schieflage des Turms verantwortlich, sie ließ auch die Barbarossahöhle entstehen und macht das Frankenhäuser Quellwasser, das die Kyffhäuser-Therme speist, salzig und damit heilsam. Früher, als Salz so wertvoll wie Gold war, haben Frankenhäuser Salzsieder das Salz aus dem Wasser gelöst und verkauft. Dieses Prinzip kann man sich in der historischen Salzsiederei im Kurpark von Bad Frankenhausen anschauen.
Mit den heutigen Erkenntnissen ist der Turm langfristig nur durch eine geeignete Stützkonstruktion zu retten, die Anteile der Bauwerkslast auf die nahen Bereiche mit felsigen Untergrund überträgt. Eine zusätzliche Vergütung des verkarsteten Untergrundes kann die Effektivität dieser Maßnahme erhöhen.
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