Der Schiefe Turm

Der Schiefe Turm Schnittzeichnung

Sicherung

Die Kirche ’’Unserer Lieben Frauen am Berge’’ – auch Oberkirche genannt – welche auf den Fundamenten eines romanischen Vorgängerbaues gegründet wurde, lässt in ihrer Baugeschichte, die von häufigen Bauschäden, Wiederherstellungs- und Umbauarbeiten gekennzeichnet ist, den Schluss zu, dass die Ursachen dafür nicht nur in den Zerstörungen durch Kriege und Brand liegen. Schon sehr frühzeitig begann man in Frankenhausen zu ahnen, dass der Geburtsfehler wohl im Untergrund liegen müsse. Heute hat man Gewissheit.
Erste Baugrunduntersuchungen und gutachterliche Betrachtungen gab es bereits 1920, 1925 und 1935, weitere diverse Messungen und vor allem Bohrungen im Zeitraum von 1975 bis 1997 brachten die starke Verkarstung des Untergrundes mit vermutlich größerer Hohlraumbildung im anstehenden Gips zutage. Aus diesen Tatsachen erwuchs die Aufgabe einer grundhaften Sanierung, sollte der Turm für weitere Jahrhunderte gerettet werden. Diese Möglichkeit sah man seinerzeit nicht. Deshalb setzte in den Jahren 1935/36 Prof. Rüth aus Dresden, der die Oberbauleitung über die damalige Instandsetzung hatte, zunächst auf Sicherungsarbeiten, die den ungleichmäßigen Bewegungen im Untergrund entgegenwirken sollten, um damit den Turm als Gesamtkörper zu stabilisieren. Eine seiner effizientesten Maßnahmen war die Anbringung von 5 Flacheisenringankern außen um den Turmkörper mit Verankerung am Langhaus.

Obwohl in unserer Zeit die technischen Möglichkeiten für eine Untergrundverfestigung durchaus gegeben sind, standen bis dato die finanziellen Mittel dafür nicht zur Verfügung. Architekten und Statiker griffen daher auf die Idee von Prof. Rüth zurück und konzentrierten sich zuerst auf eine Stabilisierung durch Versteifung des Turmkörpers. Im Jahre 1999 begann man diese Arbeiten damit, dass zunächst die hölzerne Turmhaube wieder fest mit dem steinernen Teil verankert wurde. Dabei wurde zugleich auch teilweise Gebälk und Beschieferung erneuert. In den Jahren 2000/2001 wurden nachfolgende Versteifungsarbeiten durchgeführt:
– Vernadelung besonders brüchiger Mauerstellen und danach Verfüllung mit Leichtbetonschaum,
– Reparatur der vorhandenen eisernen Außenringanker,
– Anbringung von Innenringankern,
– diverse Mauerwerksreparaturen,
– Sicherung des Mauerwerks in der Horizontalen,
– Montage einer von zwei erforderlichen Stahlbetonarmierungen, die auf zwei Ebenen des hohlen Turmkörpers diesen innen rundum umschließen sollen, um dadurch das Ausbrechen von Mauerwerk des stark geneigten Bauwerks zu verhindern.

Im November 2006 traf eine Fördermittelzusage über eine Million Euro ein. Mit diesen Mitteln sollte die dringend notwendige Untergrundverfestigung durchgeführt werden.
Ein Großteil dieser Fördermittel wurde für ausgiebige Untergrunduntersuchungen aufgebraucht, so dass die notwendigen Arbeiten am Untergrund, die eine dauerhafte Stabilisierung des Turms ermöglichen sollen, nur ansatzweise durchgeführt werden konnten.

Sanierungsarbeiten am Oberkirchturm 1936
Sanierungsarbeiten am Oberkirchturm 1936
der Schiefe Turm
Ringanker am Oberkirchturm 1936 (Foto: Prof. Rüth, Dresden)