Der Schiefe Turm

Vor 1900

Don- ners- tag, 25.04. 1382

Fertigstellung als mehrschiffige Basilika auf romanischen Fundamenten
Baumeister: Friedrich Halle
Errichtet durch:
Die Bruderschaft des ’’Leichnam Christi’’,
die Bruderschaft ’’Corporis Christi’’,
eine Art christlicher Gilde der Salzsieder

Ursprünglich hatte die Oberkirche im Osten drei spitzbogige gotische Fenster, der Ostgiebel musste 1935 abgerissen werden, leitender Architekt und Statiker: Prof. Rüth aus Dresden

15.05. 1525

Bauernkriegsschlacht auf dem Weißen Berge,
Plünderung der Kirche

1539

Reformation
letzter katholischer Gottesdienst durch Vicar Hermann Rietmann,
Jacob Oethe erster ständiger protestantischer Geistlicher

1559

Erneuerung des Turmknopfes,
Glocke der Kirche St. Jacobi-Pfarrkirche angebracht

1618-48

Dreißigjähriger Krieg, Plünderung durch die Pappenheimer,
Mord in der Kirche

1650

Darstellung des Turms mit einem spitz zugehenden Hauptturm
und 4 kleine Seitentürme

Die Oberkirche um 1650
(Stich von Merian)

1692

Totale Baufälligkeit und Schließung

14.09. 1727

Wiedereinweihung, allerdings nicht mehr in früherer Großartigkeit, planlose Änderungen, Zustand bis in Neuzeit kaum verändert; noch  gotischer Turm

1756-1763

Siebenjähriger Krieg – durchmarschierende Truppen plünderten

1759

Stadtbrand, Turmspitze verbrannte, Orgel wurde heraus gerissen

1762

Aufsetzen des Turmknopfes, neuer Turm, barocker Baustil, bautechnisch Schiefstellung optisch entgegengewirkt

1765

neue Glocken, bis dahin halfen sich die Bürger: sie riefen vom Turmstumpf:
’’Eichen / Buchen / Lärchen – kommt in die Kärchen!’’

1786

letzte Beisetzung – Oberkirche war ’’Ständekirche’’, d. h. insbesondere für  die Honoratioren der Stadt, kunstvolle Epitaphe wurden nach 1962 in die Unterkirche verbracht

1806

preußische Soldaten in der Oberkirche gefangen gehalten

01.05. 1867

 nach Spenden neue Orgel und Restaurierung, sowie Orgelweihe

1881

kleine Glocke und Uhreinbau,
bis dahin vom Oberkirchner Stundenwechsel angeschlagen
die Friedhofsmauer an der West- und Nordseite wurde
niedergerissen und zur Straße erweitert

nach 1900

1908

Schrägstellung durch Erdfall, damals Beginn von Rettungsversuchen, u. a. durch Spendensammlung

25. Okto- ber 1909

Erste Vereinigung zur Erhaltung des Turmes ins Leben gerufen

1911

Ausbesserungsarbeiten, zwei 11m hohe schwere Pfeiler
an der Nord- und Ost-Ecke errichtet

Bildbeschreibung: Basar zur Erhaltung des Kirchturms der Oberkirche Bad Frankenhausen in Anwesenheit der Fürstin Anna-Luise.

V.l.n.r.:

  • Generalsuperintendent Braune aus Rudolstadt,
  • Bürgermeister Sternberg, Freiherr von Ketelhodt,
  • Fürstin Anna-Luise von Schwarzburg-Rudolstadt,
  • eine Hofdame,
  • Geheimer Kirchenrat Hesse,
  • Pastor em. Gustav Bloß, 
  • Archidiakonus Rößler,
  • Postdirektor Lipski,
  • zwei Hofdamen

8. Okto- ber 1911

 erneute Weihung der Kirche

1913

große Glocke wird umgegossen, sie und die mittlere Glocke wurden im 1. Weltkrieg eingeschmolzen, es blieb nur eine kleine Glocke und der sog. Seier aus der Gottesackerkirche

1920

erste Bohrungen, Neigung gegen die Senkrechte von 5 cm auf 1 m Höhe, bezogen auf massiven Turm

1925, 1934

neuerliche gutachterliche Untersuchungen

1925

baupolizeiliche Sperrung und Abrissvorschläge

1935 - 1936

sinnvolle Maßnahmen durch Prof. Rüth; er veranlasste die Anbringung von  Ringankern aus Flacheisen, welche den Turm fünffach umschlossen und mit dem Langhaus verankerten, Ostgiebel wurde abgerissen, Mauer in Leichtbauweise (Bimsbeton Hohlblocksteine) Neubeschieferung

Die Oberkirche nach Einrüstung des Turmes um 1936
(Foto: Prof. Rüth, Dresden)

19. Mai 1936

Anbringung des Turmknopfes

27. Juni 1937

Einweihungsgottesdienst

1938

letzte Taufe

1943

letzte Eheschließung

April 1945

Freigabe zur Plünderung der von den Nazis im Gebäude gehorteten Waren  durch die eingerückte amerikanische „Befreiungsarmee“, dabei auch  Zerstörung der Inneneinrichtung

1952

Turm und Südseite Schiefereindeckung

1961 / 1962

Schwammbefall, Abtragen des Kirchendaches

seit 16. Juni 1968

nur im Sommerhalbjahr gottesdienstliche Handlungen

in 70er Jahren

Kreuz an nunmehr unverputzter Ostwand montiert

1984

erneute baupolizeiliche Sperrung und Anhalten der Turmuhr

16. Mai 1992

Gründung des Fördervereins Oberkirche Bad Frankenhausen e.V.

1993

Beginn der Bestandssicherung

9. Sep- tember 1993

nach Sicherungsarbeiten Vollsperrung aufgehoben

12. Sep- tember 1993

wieder erster Gottesdienst, seit Wiedereröffnung bereits zwei Taufen

1999 / 2000 / 2001

Beginn der Turmstabilisierung: kraftschlüssige Verankerung der hölzernen Turmhaube mit dem steinernen Schaft und dort teilweise Gebälkerneuerung und Beschieferung; Versteifungsarbeiten am steinernen Turmkörper durch  Vernadelung, Verfüllung mit Leichtbetonschaum, Reparatur der vorhandenen eisernen Außenringanker; Anbringung von Innen-Ringankern, div. Mauerwerksreparaturen, Montage einer von zwei erforderlichen sog.  Deckenscheiben (Stahlbetonarmierungen, die auf zwei Ebenen des hohlen  Turmkörpers das Mauerwerk gegeneinander abstützen und so evtl. Ausbrechen von Gestein verhindern) diese Maßnahme konnte wegen fehlender Finanzierung noch nicht zu Ende gebracht werden!
Leitender Architekt: Herr Volker Trautvetter aus Frauensee

9. Juni 2001

neue elektronische Turmuhr konnte übergeben werden (durch eine Spendenaktion der Bürger finanziert)

Novem- ber 2006

Restaurierung einer im Herbst 2004 unter Putz an der Südwand des Kirchenschiffs entdeckten vertikalen polständigen Sonnenuhr aus dem Jahre 1505 aus Spendenmitteln

2007 - 2009

verschiedene Untergrunduntersuchungen und Sanierungsarbeiten; die Sole der Elisabethquelle aus dem Quellgrund fließt 25m unter dem Turm entlang; verschiedene Konzepte für die Erhaltung vorgelegt; Herbst 2009 Probeverpressung des Untergrundes bis in etwa 10m Tiefe

1. Febru- ar bis Mai 2011

Größte Spendenaktion in der Geschichte der Oberkirche:
Spendenaktion in einem gemeinsamen Bündnis zwischen Stadt Bad Frankenhausen, Förderverein, engagierten Bürgern, Vereinen und Gewerbebetrieben
Ziel: Sammlung der für die langfristige Sicherung notwendigen Mittel

5. Dezem- ber 2011

In einer öffentlichen Stadtratssitzung stimmt der Stadtrat mit 9 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen und 3 Stimmenthaltungen dem Kauf der Oberkirche zum symbolischen Kaufpreis von einem Euro zu.
Damit wird in letzter Minute der vom bisherigen Eigentümer geplante Rückbau des Oberkirchturms verhindert. Die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen können nun unter der Verantwortung der Stadt Bad Frankenhausen durchgeführt werden.

22. Dezem- ber 2011

Mit Unterschrift des Kaufvertrages und Zahlung des symbolischen Kaufpreises von 1 Euro geht mit heutigem Tag die Oberkirche incl. ca. 3.700 m² zugehörigem Kirchengrundstück in das Eigentum der Stadt Bad Frankenhausen über.





2012

Im Mai 2012 gründete der Förderverein die Arbeitsgruppe „Schiefer Turm“ auf Initiative von Kurdirektor Thomas Knorr. Es folgte ein Benefizkonzert mit dem Musikkorps der Landespolizei Thüringen am 29.06.2012, ein Infostand am Schiefen Turm ab dem 23.06.2012 und das erste Turmfest mit der Rockband „Big Bad Shakin“ am 14.07.2012.




2013

Im Jahr 2013 fand das zweite Turmfest statt und es wurde  ein neuer Infopavillion am Turm eröffnet. Im selben Jahr wurden zwei Unterschriftensammlungen für den Turmerhalt gestartet und Bürgermeister Mathias Strejc beantragte Fördermittel.








2014

Im Schicksalsjahr 2014 sicherte Statiker Dr. Trabert die Stabilität des Oberkirchturms bis Ende des Jahres. Ein Anwohner klagte vor Gericht und forderte, dass der Turm bis Ende 2014 gesichert werden muss, sonst droht der Abriss. Die Aktionsgruppe unter der Leitung von Kurdirektor Thomas Knorr ergriff zahlreiche Maßnahmen, darunter Konzerte, Benefizveranstaltungen, Demos, einen Weihnachtsmarkt und die  Darstellung des Turms in der Öffentlichkeit, auf Umzügen oder auf Facebook. Im Dezember 2014 wurden Fördermittel aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ bewilligt.




2015

Im Januar 2015 erfolgte die Übergabe der Fördermittel durch Steffen Claudius Lemme, und am 20.05.2015 erhielt Bürgermeister Matthias Strejc die feierliche Förderurkunde für den Schiefen Turm von Bauministerin Barbara Hendriks.























Stabili- sierung und Instand- haltung

1999: 

Sanierungsarbeiten für die Verankerung der Turmhaube, teilweise Erneuerung des Gebälks und Schieferbedachung

2000/2001:

-erste Versteifungsarbeiten am Turmkörper, Mauerwerksverfüllung, Reparatur des Außenankers und eine Innenringverankerung, Finanzierung durch Landesfördermittel und Spenden

2005:

-Oberkirchturm neigt sich um 4,22 Meter

2007:

-Beginn der Stabilisierungsarbeiten  Untergrunds durch Injektionen mit Spezialmaterial

2008:

-Injektionen begrenzt durch Solefluss in 25 Metern Tiefe

2009:

-Bohrungen und Injektionen zur Überprüfung der Solequelle

2012:

-Beule im Mauerwerk behoben, Reparatur des Ringankers und Verfüllung eines großen Hohlraums, Schieferdach der Turmhaube repariert, Turmneigung reduziert auf 2 cm/Jahr

2013/2014:

-Abdeckung der Turmhaube wegen beschädigter Schindeln

2015:

-Beginn von Beton- und Stahlbetonarbeiten zur Sicherung des 4,60 Meter schiefen Turms,Tag der Städtebauförderung mit Vorstellung des Stabilisierungskonzepts, Montage der Stahlkonstruktion zur Turmnachjustierung

2016:

-Sanierung des äußeren Mauerwerks, Festakt zur Einweihung des 1. Bauabschnitts, Anbringen eines Herrnhuter Weihnachtssterns

2018:

-Vortrag von Dr. Trabert am Tag der Städtebauförderung,Turmneigung auf 8 mm/Jahr reduziert, Sanierung des Turmhelms begonnen, Entdeckung historischer Schätze beim Abnehmen der Turmkrönung, Fund von Hülsen mit Dokumenten

2019:

-Sanierung des Turmhelms


21.10. 2021

Bad Frankenhausen investiert 9 Millionen Euro in die touristische Erschließung ihres Wahrzeichens.










2022

31.01.2022: Der „Schiefe Turm“ wird zum Touristenmagneten mit 3,9 Millionen Euro Fördermitteln vom Wirtschaftsminister Tiefensee.

02.04.2022: Verhandlungen mit dem Zweitplatzierten des Realisierungswettbewerbs, nachdem die Stadt die Vertragsverhandlungen mit Formation A als gescheitert erklärt hat.

26.11.2022: Archäologische Untersuchungen auf dem Parkplatzbaugelände östlich der Oberkirche enthüllen Grüfte, Münzen, Keramik und potentielle Vorgängerbauten.

12.10.2022: Stadt strebt Partnerschaft mit Pisa an, nachdem Anregungen aus der Rückkehr aus Pisa im Gepäck sind.




2023

Im September 2023 starten Bauarbeiten zur touristischen Erschließung der Oberkirche, mit Kirchenschiff-Ausbau, Umfeldgestaltung und Begehbarkeit des Turms. Die Investition beträgt 10,5 Millionen Euro, und die Eröffnung als Ausflugsziel ist für März 2025 geplant.