Die bewegte Geschichte hinter dem
Schiefen Turm von Bad Frankenhausen

Kapitel 1

Die Schieflage

Spätestens mit dem 20. Jahrhundert begann in Bad Frankenhausen ein Wettlauf mit der Statik. Die Kirche mit samt ihrem Kirchturm war im Laufe ihrer Geschichte immer wieder von Bauschäden, Reparaturen und Umbauten betroffen.

Bereits früh wurde vermutet, dass nicht nur Kriege und Brände für die beginnende Schieflage verantwortlich seien, sondern auch der instabile Untergrund.

So konnte durch Untersuchungen in den 1920er Jahren starke Hohlraumbildung im Boden unter der Kirche festgestellt werden.

Messdaten
über die Zeit

1920
1960
2001
2004
2005
2007
2010
2012
2013
2,21 m
3,60 m
3,89 m
4,07 m
4,22 m
4,41 m
4,46 m
4,49 m
4,60 m

Kapitel 2

Die Sicherung

Eine grundlegende Sanierung galt lange Zeit als nicht machbar, weshalb in den 1930ern Sanierungsmaßnahmen zur Stabilisierung des Turms ergriffen wurden. Ab dem Jahre 1999 wurden weitere einzelne Stabilisierungsmaßnahmen rund um die Kirche und den Turm durchgeführt.  

Sieben Jahre später gab es eine enorme finanzielle Förderung für die Durchführung der dringend nötigen Untergrundverfestigung. Diese wurde allerdings nur ansatzweise durchgeführt, da ein Großteil der Fördermittel für ausgiebige Untergrundunter-suchungen aufgebraucht wurde. Somit blieb die dauerhafte Stabilisierung des Turms weiterhin eine große Herausforderung.

Eine Geschichte, die tiefer geht, als ihr denkt

Er ist höher als der Turm von Pisa, stärker geneigt und beinahe verloren gegangen.
Der Schiefe Turm von Bad Frankenhausen ist mehr als ein Bauwerk.
Er ist Symbol, Zeitzeuge, Überlebenskünstler. Und Teil einer Geschichte, die viele nicht kennen.

Warum neigt sich dieser Turm?
Wie konnte er über Jahrhunderte erhalten bleiben?
Und was machte es überhaupt möglich, ein so großes Bauwerk mitten im Mittelalter zu errichten?

Hier beginnt eine Geschichte voller Fragen, Wendepunkte und Antworten, die man am besten selbst erlebt.

Wie alles begann

Im Jahr 1382 wurde auf dem Berg von Bad Frankenhausen eine gotische Basilika vollendet.
Ihr Name: Oberkirche.. oder auch die Kirche unserer lieben Frauen am Berge.

Ihr Zweck: Ort des Glaubens, Zentrum der Gemeinschaft und Ausdruck von Wohlstand.

Finanziert wurde der Bau von der örtlichen Salzsiedergilde.
Das Salz prägte die Stadt wirtschaftlich, gesellschaftlich und baulich.
Ohne das „weiße Gold“ wäre ein Bau dieser Größe kaum denkbar gewesen.

Schon kurz nach der Fertigstellung bemerkte man erste Veränderungen.
Der Turm begann sich zu neigen. Anfangs kaum sichtbar, doch dann immer deutlicher.

Ein Ort zwischen Himmel und Erde

Über Jahrhunderte blieb die Kirche im Zentrum des Stadtlebens.

Sie war nicht nur sakraler Raum, sondern auch Treffpunkt, Rückzugsort und Zeugin großer Ereignisse.

Im 16. Jahrhundert zog der Bauernkrieg durch die Region.
Thomas Müntzer predigte in Bad Frankenhausen, die Kirche wurde zum Schauplatz gesellschaftlicher Umbrüche.

Doch ihre Nutzung nahm langsam ab.
In der DDR wurde das Dach der Kirche entfernt, die Mauern verfielen.
Letzte bekannte Nutzung als Kirche: eine Trauung in den 1980ern.

Was blieb, waren der Turm und sein zunehmender Überhang.

Krisen, Katastrophen, kühne Ideen

1759 zerstörte ein Stadtbrand die Turmspitze.
Der Wiederaufbau verschärfte die Neigung.

Spätere Jahrhunderte brachten neue Herausforderungen.
Erdfälle, fehlgeschlagene Stützversuche, geniale Konstruktionen und spektakuläre Fehlschläge.
Man spannte Eisenbänder, baute Pfeiler, verband das Kirchenschiff mit dem Turm.
Doch nichts hielt ihn dauerhaft auf.

Der Wettlauf gegen die Zeit

Die Schieflage wurde kritisch.
In Zeiten der DDR fiel der Turm in einen Dornröschenschlaf.

Erst nach der Wende gründete sich ein Förderverein.
Bürgerinnen und Bürger kämpften für den Erhalt und das mit Spenden, Hoffnung und Durchhaltewillen.

Aber die Zeit drängte.

Die Rettung in letzter Sekunde

Es war knapp. Sehr knapp.
Der Turm stand kurz vor dem Einsturz.

Dann, fast unerwartet, kam die Chance. Ein Bundesförderprogramm ermöglichte die Rettung.
Seit 2016 ruht der Turm auf einer hochmodernen Stützkonstruktion, die sich millimetergenau an Bewegungen im Boden anpassen lässt.
Die beiden stählernen Träger sind heute weithin sichtbar und zugleich das Rückgrat einer spektakulären Sicherung.

Was genau dahintersteckt, lässt sich kaum in Worte fassen.
Ihr müsst es mit eigenen Augen sehen.

Ein Bauwerk mit Geschichte

Der Schiefe Turm ist kein isoliertes Wunder.
Er steht für ein Kapitel Stadtgeschichte, das von Salz, Mut und Gemeinschaft erzählt.
Er erinnert an eine Kirche, die einst das Zentrum des Lebens war und an Menschen, die sich nie mit dem Verfall abgefunden haben.

Und das Beste: Seine Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.

Kapitel 3

Das Rettungs-konzept

Seit 2011 ist die Kurstadt Bad Frankenhausen Eigentümer ihres einzigartigen Wahrzeichens, dem Schiefe Turm. Damit rettete die Kommune den Turm vor dem Abriss und kämpft seither für den Erhalt des einzigartigen kulturhistorischen Denkmals. 

Erste Sofortmaßnahmen für den Erhalt der Oberkirche wurden mithilfe von Spendenmitteln des Fördervereins eingeleitet. Außerdem wurde ein Rettungskonzept erstellt, welches die dauerhafte und robuste Stabilisierung des Schiefen Turms voranbringen soll. Dieses Konzept sieht außenliegende Abstützungen vor, die an einem Korsett aus Stahlbeton am Schiefen Turm befestigt sind. Diese einmalige außergewöhnliche Konstruktion ist größtenteils sichtbar, wodurch diese auch von Besuchern bestaunt werden kann.  
 
Der Schiefe Turm ist so dauerhaft und robust gesichert und ist bereit für deinen Aufstieg!

Die Geschichte der Oberkirche und des 
Schiefen Turms im Laufe der Zeit

Baumeister: Friedrich Halle
Errichtet durch: Die Bruderschaft des ’’Leichnam Christi’’, die Bruderschaft ’’Corporis Christi’’, eine Art christlicher Gilde der Salzsieder

1382

Fertigstellung als mehrschiffige Basilika auf romanischen Fundamenten 

1692

Totale Baufälligkeit und Schließung 

1762

neuer Turm im barocken Baustil, bautechnisch Schiefstellung optisch entgegengewirkt  

1908

Schrägstellung durch Erdfall, Beginn von Rettungsversuchen durch Spendensammlung 

1909

erste Vereinigung zur Erhaltung des Turms ins Leben gerufen 

1925

baupolizeiliche Sperrung und Abrissvorschläge 

1935 (-1936)

Beginn der Einleitung sinnvoller Maßnahmen zur Sicherung des Schiefen Turms 

1993

Beginn der Bestandsicherung 

1999 (-2001)

Beginn der Turmstabilisierung 

2007 (-2009)

Untergrunduntersuchungen und Sanierungsarbeiten, Vorlegung verschiedener Konzepte für die Erhaltung 

2011

große Spendenaktion der Stadt Bad Frankenhausen, dem Förderverein, engagierten Bürgern und Vereinen für den Kauf der Oberkirche und den notwendigen Erhaltungsmaßnahmen 

2014

dauerhafte Sicherung der Stabilität des Oberkirchturms durch Rettungskonzept 

2021

touristische Erschließung des Wahrzeichens in Planung 

2023

Bauarbeiten für die touristische Erschließung der Oberkirche und des Turms beginnen 

2025

Eröffnung des Besucherzentrums am Schiefen Turm  

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